Das Revital und ich. Das ist eine lange Geschichte. Zuerst fand sie nur in meinem Kopf statt. Dann wurde sie je länger je mehr zu einem Projekt. Und schliesslich zur Realität. Ich bin im Sternzeichen «Krebs» geboren und mit zwei weiteren Häusern in diesem Zeichen gesegnet. Dementsprechend war ich stets drauf bedacht, ein Nest für meine Lieben zu bauen und allen ein schönes Zuhause zu bieten. Mutterliebe war das zentrale Element in meinem Leben.

Ich wurde zweimal Witwe und erlebte viele Trennungen. Sie haben alles zerstört: die Familie, die Gärten, die Häuser. Mit 65 Jahren fand ich mich wieder alleine lebend in einer Wohnung in Paris. Ich verbrachte die Ferien mit engen Freunden und mit meinem Bruder, den ich sehr liebte. Wir alle wurden älter. Mein Bruder starb und nach und nach verschwanden auch die Ferien aus meinem Leben. 

Ich leistete Freiwilligenarbeit in Schulen, wo ich den Kindern Geschichten vorlas. Ich liebte diese Beschäftigung sehr. Aber wenn der Sommer kam, musste ich mir etwas einfallen lassen. Ein Hotel? Unmöglich! Alleine an einem Tisch im Speisesaal eines Hotels zu sitzen, umgeben von Paaren und Familien – was für ein Graus! Gruppenreisen, Kreuzfahrten oder Kuren? Ebenfalls unmöglich. Denn ich bin von Haus aus schüchtern.

Einfach Frauen

Mit zunehmendem Alter wurden meine Freundschaften ausschliesslich weiblich.
Männer wurden im Alter langweilig, oft aufgeblasen, selbstbezogen und gar nicht mehr lustig. Oft schauten sie jungen, rundlichen, blonden Frauen nach, die ihr Männlichkeitsgefühl kitzelten. Ich hätte ein paar sehr lustige Anekdoten dazu.

Also suchte ich einen Ort, wo es nur Frauen gibt. Keine lächerliche, feministische Gemeinschaft. Einfach Frauen! Ich begann im Internet zu recherchieren. In Frankreich fand ich nichts. Also wandte ich mich der Schweiz zu, wo ich einige Jahre meines Lebens verbracht hatte. Ich stiess auf das Revital und informierte mich, ohne jedoch anzurufen. Danach schrieb ich den Namen in ein Heft und liess es dabei bewenden. 

Vom Kardiologen auf den Balcon du Jura geschickt

Ich verbrachte zwei, drei Sommer in Paris. Der August war jedes Mal trostlos. Die kleinen Händler in meinem Viertel hatten die Rollgitter unten, die Läden waren geschlossen. Ich wurde älter. Das Revital tauchte wieder in meinen Gedanken auf. Mein Kardiologe bestand darauf, dass ich die verschmutzte, heisse Stadt für mindestens einen Monat verlasse. Ein Monat Revital war leider unmöglich – dachte ich zumindest. Heute weiss ich, dass man auch zwei, drei oder gar vier Wochen auf dem Balcon du Jura verbringen kann.

Der letzte Juni war besonders anstrengend: die Hitzewellen, die Invasion der Touristen. Ich hörte auf, mich über nutzlose Pläne zu ärgern, schüttelte meine Schwermut ab und rief im Revital an. Ich sprach mit Muriel; sie war warmherzig und freundlich. Sie überzeuge mich, auf den Balcon du Jura zu reisen.

Nachtessen auf dem Zimmer

Die Reise war lang und kompliziert, und ich kam völlig erschöpft an. Auf was für ein Abenteuer hatte ich mich da bloss eingelassen? Ich schämte mich, weil ich in einer so schlechten Verfassung war und fast in Ohnmacht fiel. Pascale schickte mich freundlich und bestimmt zum Ausruhen auf mein Zimmer und liess mir das Abendessen aufs Zimmer servieren. Eine Gemüsecremesuppe mit einem Hauch von Kokos, absolut köstlich. Der Ausblick aus meinem Zimmer war wunderschön. Ich schlief gut.

Am nächsten Morgen begann das Wunder. Die Person, die mir das Frühstück brachte. Die beiden Zimmerfeen, die sich vorstellten. Aus all diesen Gesichtern strahlte eine Sanftheit und der unbedingte Wille, den Gästen eine Freude zu bereiten. Ihr Lächeln war wie ein Geschenk für mich. Dieses Gefühl verstärkte sich während meines Aufenthalts weiter. Ich hatte nie zuvor in meinem Leben einen so herzlichen Empfang erlebt. Die Mahlzeiten mit den anderen Gästen an den kleinen, runden Tischen waren angenehm und oft fröhlich.

Lebensglück pur

Ich habe noch nie in einem Hotel eine Atmosphäre erlebt, die so voller Freundlichkeit war. Jedes Mal, wenn das Wort «Atmosphäre» in meinem Kopf auftaucht, sehe ich eine Szene aus dem Film Hotel du Nord, in der Louis Jouvet dieses Wort benutzt und Arletty, die es nicht kennt, ihm verärgert antwortet: «Atmosphäre! Atmosphäre! Sehe ich etwa so aus, als hätte ich eine Atmosphäre?»

Nun, das gesamte Team von Revital – von der Rezeption bis in die Küchen, von den Therapieräumen bis zu den Zimmern – ganz gleich, welche Arbeit diese Menschen taten, sie alle hatten ein wunderschönes Gesicht der «Atmosphäre». Und ich bin allen dankbar, dass sie mir für eine Woche ein Lebensglück geschenkt haben, das ich längst vergessen hatte.

Irène
🍀🌻🤗

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Revital macht süchtig!

Heidi Müri. 3. Besuch.

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